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devcon

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Donnerstag, 27. Dezember 2012, 19:42

Osman Engin

Story 1/4 von Osman Engin

Mein ältester Sohn will heiraten. Die Familie des Mädchens ist streng religiös. Aber keine Moslems, sondern Katholiken. Das Mädchen heißt Helga und stammt aus Ostfriesland. Wenn der Vater von Helga in ein fremdes Land fliegt, dann küßt er sofort den Boden. Nein, nein, jetzt denken Sie wieder was Falsches! Helga ist nicht die Tochter von Papst Johannes Paul dem Zweiten; obwohl sie genauso viel in Urlaub fährt wie er.
Ich habe im Prinzip nichts dagegen, dass mein Sohn eine Christin heiraten will. Religion, Rasse und Nationalität spielen bei einem gebildeten Menschen wie mir keine Rolle. Ich lege keinen Wert auf Äußerlichkeiten bei meinen Mitmenschen. Hauptsache, sie haben genug Geld.
Herr Schulz hat auch nichts dagegen, dass seine Tochter meinen Sohn heiratet. Sein einziger Wunsch ist, dass mein Sohn Recep auf der Stelle Christ wird, seinen türkischen Namen gegen einen germanischen tauscht und sich seinen Schnurrbart gelb färbt!
Wenn es weiter nichts ist! Nichts leichter als das. Drei Tage später wird er mit seinem frisch lackierten Schnurrbart zum Christen ernannt. Mit allem, was dazugehört. Er muss lateinische Sätze nachsprechen, die wir nicht verstehen. Weil Recep sich verzweifelt wehrt, sind gleich fünf Priester im Einsatz, um seinen Kopf in das Taufbecken zu stecken. Während die Priester meinem Sohn die Haare ohne anständiges Schampoo waschen, fragt ihn meine jüngste Tochter Hatice:
&Mein Herr, wollen Sie Färben oder Dauerwelle? Oder sollen nur die Läuse ersäuft werden?“
Natürlich erhält Recep einen neuen Namen: Rudi. Danach wird er mit Kruzifix am Hals, nassen Haaren, neuen Namen und toten Läusen kirchlich getraut.
Kaum sind Recep und Rudi verheiratet.., ich meine Rudi und Helga verheiratet, kommt der Brief von den Großeltern aus der Türkei. Mein Vater hat selbstverständlich nichts gegen eine Heirat seines Enkels mit einer deutschen Frau. Sie muss lediglich den islamischen Glauben annehmen, einen türkischen Namen bekommen und Kopftücher tragen. Ich schreibe meinem Vater natürlich nicht, dass die beiden längst verheiratet sind. Und erst recht nicht, dass mein Sohn Recep Christ geworden ist. Ein ganz moderner Christ! Mit schwarzen Haaren, gelbem Schnurrbart und chronischer Erkältung.
Deshalb fahren wir mit der gesamten Familie in die Türkei. Noch am Abend unserer Ankunft bekommt Helga von einem Hodca den wahren Glauben verpasst. Meine Mutter bindet ihr ein Kopftuch um, mit großen, roten Rosen drauf. Die Schwiegertochter muss arabische Wörter nachsprechen, die wir nicht verstehen. Aus ihrem Namen Helga machen sie Hülya.
Vor der Hochzeit war der eine Moslem, die andere Christ. Jetzt ist alles anders. Die Verhältnisse haben sich total geändert. Jetzt ist der eine Christ und die andere Moslem. Am Anfang hießen sie noch Recep und Helga. Jetzt heißen sie Rudi und Hülya!
Es ist kaum zu glauben, selbst mit diesen Namen wurden sie glücklich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Story 2/4 von Osman Engin

„Hier, Herr Engin. Ich habe wieder echte türkische Köfte gebraten, probieren Sie mal“, ruft Oma Fischkopf .
„Vielen Dank, Frau Fischkopf, wir haben gerade gefrühstückt.“
„Aber Herr Engin, Millionen von Ausländern sterben vor Hunger in Afrika, und Sie wollen nichts essen.“
„Frau Fischkopf, ich lebe seit 30 Jahren in Deutschland und nicht in Afrika. Und die meisten Afrikaner in Afrika sind dort keine Ausländer.“
„Herr Engin, tun Sie mir doch den Gefallen. Ich kenne sonst keine Ausländer“, sagt sie und stopft meiner Tochter die Frikadellen in den Mund.
„Iiiiiii!! Pappi, Pappi, ich kriege diese ekelhaften Dinger nicht runter“, schreit Hatice auf türkisch.
„Hatice, mein Kind, sei tapfer! Die Situation ist von nationaler Bedeutung. Du darfst das Mitleid der Deutschen nicht enttäuschen. Iß es um Himmels willen, iß es.“
Hatice macht dicke Augen und würgt zwei Frikadellen runter.
„Herr Engin, von heute an wird Ihr Kind jeden Tag etwas von mir zu essen bekommen.“
„Papa, Papa, laß uns sofort hier ausziehen. Ich werde auch immer artig sein“, bettelt Hatice mit grünem Gesicht.
„Aber, Herr Engin, Sie wollen doch sicher irgendwann sowieso in Ihre Heimat zurück, oder?“
„Mein Sohn Mehmet ist der einzige, der wieder zurück in seine Heimat will.“
„Und, wird die Familie ihm folgen?“
„Nein, unsere Wohnung wird nicht frei! Mein Sohn ist alt genug; wenn er unbedingt weg will, dann kann er auch alleine in Hamburg wohnen.“
„Wieso Hamburg?“
„Weil Mehmet in Hamburg geboren wurde, will er unbedingt dorthin zurück. Er sagt, Bremen sei ein Dorf dagegen.“
„Herr Engin, Herr Engin“, ruft unser Nachbar Nöllemeier, „passen die Kleider für Ihre Kinder, die ich mitgebracht habe?“
„Keine Ahnung, was für Kleider, Herr Nöllemeier?“ frage ich.
„Papa, er meint den Müll, den er letzte Woche bei uns abgeladen hat. Die habe ich schon zum Flohmarkt gebracht“, flüstert Hatice.
„Herr Engin, wenn wir schon einen Ausländer in unserer Straße haben, warum soll ich die alten Sachen nach Rußland schicken!“
„Danke, Herr Nöllemeier, meine Tochter meint, sie hat diese schönen Kleider für ihren Geburtstag aufgehoben, und sie fragt, ob sie zum Dank Ihre Hände küssen darf.“
Meine Frau flüstert:
„Osman, Hatice fragt, ob sie dich nachher umbringen darf?“
Herr Nöllemeier schwärmt:
„Diese Sorte von Ausländern habe ich besonders gerne: Die Dankbaren. Als mein Schwager Hubert letztens seinem Ausländer Kleider schenken wollte, `Behalt deinen Scheiß doch selber´, soll er gesagt haben.“
„Ausweisen sollte man die Bande, wenn sie nicht mal als Ausländer taugen!“ schimpft Oma Fischkopf.
„Osman, wenn die beiden noch einen Ton sagen, haue ich denen persönlich eins auf den Kopf“, ruft meine Frau wütend.
„Papa, mit dir gehe ich nie wieder auf die Straße! Erst muss ich zwei scheußliche Frikadellen essen und dann irgendwelchen alten Säcken die Hände küssen,“ schimpft Hatice.
Ich schüttele entsetzt den Kopf:
„Bei Allah, diese Ausländer sind so was von undankbar!“

Story 3/4 von Osman Engin

Ich fahre Nachts zum Hauptbahnhof um eine Zeitung mit Horoskop zu kaufen. Ich habe nämlich einen großen Wunsch, und ich will wissen, ob der in Erfüllung geht.
Die Bahnhofshalle ist ziemlich leer. Ein Junge mit einer seltsamen Frisur hinter mir ruft:
„Türkensau.“
„Nun gut, dass ich eine Sau bin, war ja nicht schwer zu erraten. Aber wie bist du dahintergekommen, dass ich Türke bin?“
Als noch zwei komisch frisierte Gestalten dazukommen, fangen alle zusammen laut an zu schreien:
„Deutschland den Deutschen, Türken raus aus Bahnhof!“
„Jungs, euren Frust wegen eurer Glatzen müsst ihr schon woanders raus lassen. Versucht mal euren Kopf mit Brennesseltee zu waschen. Das hilft gegen Haarausfall.“
Mir dämmert inzwischen, wer diese Holzköpfe sind. Das sind diese Typen, die, wenn sie zehn Mann sind, eine ausländische Frau, und wenn sie zwanzig Mann sind, einen ausländischen Mann angreifen und zusammenschlagen.
Ich springe in meinen Wagen und verriegele die Tür von innen. Gerade noch rechtzeitig habe ich es geschafft: drei Glatzköpfe vor zwanzig! Das Licht meiner Scheinwerfer wird von den Glatzen reflektiert und blendet mich. 17 Reflektoren stehen um mein Auto. Mit ihren Holzknüppeln klopfen sie auf Motorhaube und Dach herum. Ein Skin beugt sich nach vorne und bricht meine Scheibenwischer ab!
„Komm, Osman, fahr ihn platt, das Schwein“ sagt eine wütende stimme in mir.
„Nein, Osman, nein! Sind denn ein Paar Scheibenwischer wertvoller als ein Menschenleben?“ beschwichtigt da eine andere innere Stimme.
Der böse Osman in mir flucht:
„Weißt du eigentlich, wieviel Stunden man für neue Scheibenwischer arbeiten muss?“
Der liebe Osman versucht ihn zu beruhigen:
„Was soll´s, seine Mutter hat schließlich neun Monate an ihm gearbeitet.“
„Glaub ich nicht. Der Kerl ist bestimmt ein Retortenbaby mit Genmanipulation.“
„Also wegen ein Paar Scheibenwischern werden wir nicht mal eine Coladose totfahren. Geschweige denn ein Geschöpf Allahs.“
„Da hat Allah aber Mist gebaut“, mische ich mich in das Gespräch ein.
„Halt du dich da raus, dich hat keiner gefragt“, schreit der böse Osman mich an.
Die Glatzköpfe sind sauer, dass sie an unserem geistreichen Gespräch nicht teilnehmen dürfen, und demolieren deswegen alle zusammen mein Auto.
Der böse Osman kreischt:
„Osman, fahr endlich los, mach ihn platt, das Schwein.“
Die gute Stimme sagt:
„Aber das sind doch arme Menschen! Daran ist nur die Arbeitslosigkeit schuld. Als es noch genug Arbeit gab, hatten diese Burschen alle lange Haare. In Deutschland Skin zu sein ist doch ein schweres Los. Bei der Kälte frieren die sich nicht nur den Arsch, sondern auch noch den Kopf ab.“
Der böse Osman zischt:
„Wo ist da der Unterschied, kommt bei denen doch sowieso beides auf das gleiche heraus.“
Als die Windschutzscheibe völlig zertrümmert ist, sehe ich ein, dass ich endlich Gas geben muss. Ich halte die Kupplung und lasse den Motor aufheulen. Ich kneife die Augen zusammen und lasse die Kupplung los. Die Nazis mit den Glatzköpfen fliegen an mir vorbei wie glänzende Sternschnuppen. Jetzt habe ich 17 Wünsche frei…

Story 4/4 von Osman Engin

„Im Flugzeug mache ich mir vor Angst in die Hose“, stottere ich.
„Es sind fast immer die Männer, die die Hosen voll haben. Aber Sie können nach vorne zu dem Piloten gehen. Das hilft fast immer“, sagt die Stuardess.
Oh Gott, diesmal will der Kapitän es mir persönlich sagen, dass wir gleich für immer im Himmel sind!
„Guten Tag“, empfängt mich der Chefpilot, „Sie brauchen keine Angst zu haben. Flugzeuge sind die sichersten Verkehrsmittel der Welt.“
„Und runter kommen sie auch immer“, macht sein Kopilot den dämlichsten Witz, den ich kenne.
„Setzen Sie sich mal hier vorne hin“, bietet der Pilot mir seinen Sessel an.
Es ist unglaublich! Ich sitze mittlerweile 17 Sekunden auf dem Pilotensessel, und wir sind immer noch nicht abgestürzt.
„Jetzt habe ich die Macht“, rufe ich.
„Nein, ich habe die Macht“, ruft hinter mir jemand und hält mir eine Waffe an den Kopf. „Wir entführen diese Maschine nach Albanien!“
„Bitte erschießen Sie mich sofort, ich will da nicht hin!“
„Nur der Pilot bleibt hier! Ihr beiden kommt jetzt mit nach hinten zu meinen Kameraden“, befiehlt der Terrorist.
„Ich bin nicht der Pilot“, jammere ich.
„Keine Widerrede! Tun Sie was ich sage!“
„Bleiben Sie einfach so sitzen“, flüstert mir der Kapitän zu, „der Autopilot macht schon alles.“
Bei Allah, das glaubt mir keiner! Grade noch hatte ich ganz normale Flugangst wie jeder andere, saß im Nichtraucherabteil und machte mir in die Hose. Jetzt hocke ich in 11.000 Meter Höhe mutterseelenallein im Kokpit einer nach Albanien entführten Maschine. Über den Kopfhörer höre ich einen gewissen Herrn Tauwa was auf Englisch rufen.
„Ei äm Osman. Ich nix Pilot! Dis is wan Kitnäpping“ rufe ich in fließendem Englisch zurück.
„Ar yu russisch Pilot?“ fragt mich Herr Tauwa über den Kopfhörer.
„Ei äm no Pilot! Ei äm Passenger very very Angst. Deswegen kaming hier in Kokpit. Aber hier very alleine. Kevin allein in home, Osman allein in Kokpit!“
„Ar yu äfrikän Pilot?“ fragt der Kopfhörer.
„Ei äm nix Pilot, Herr Tauwa! Muss denn jeder, der ein läppisches russisches Flugzeug fliegt, gleich Pilot sein?“
„Yu ar very gut Pilot“, versucht er mich aufzumuntern.
„Ei äm nix Pilot, verdammt nochmal! The Pilot is going nach hinten änd is nicht wiederkaming. The Situeyschin is very very Scheiße! Dis is wan Kitnäpping. The Gängster denkt ei äm Pilot. Yu denk auch ei äm Pilot. Ei äm aber nix Pilot! Ei äm Osman. Und ei äm very Angst. Stuardes gesagt, kaming Kokpit. Ei äm gesagt, no no, nix interesse. Ei äm aber dann doch kaming, jetzt is the Kacke am dampfing! Ei äm the Vogel gleich notlanding!“ rufe ich.
„Yu ar nix Notlanding, ei äm doch kaming“, höre ich die Stimme des Piloten direkt hinter mir.
„Yu ar.., ich meine, haben Sie den Funkverkehr mitgehört?“ frage ich erleichtert, und mir fallen pyramidengroße Steine vom Herzen.
„Nicht nur wir, sondern alle Passagiere haben mitgehört“, lacht der Chefpilot. „Sie sprechen ja ein herrliches Englisch. Mit unserem Chefstuard Wolfgang zusammen spielen wir dieses kleine Theaterstück mit jedem, der Angst vorm Fliegen hat. Dis wirking Wonder!“

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Maddin (28.12.2012)

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Donnerstag, 27. Dezember 2012, 21:09

Letzteres wundervoll :D

Aber wozu das alles?^^


devcon

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Donnerstag, 27. Dezember 2012, 22:12

Hab die Geschichten auf einer alten Festplatte gefunden :)

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Maddin (28.12.2012)

Maddin

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Freitag, 28. Dezember 2012, 03:01

ups, beim letzten wollte ich nicht danke sagen, hab mich verklickt. is ja auch egal, die geschichten sidn sehr gut :D so kommt dogar mein angetruinkener verstand noch mit^^ gerne mehr :D thumbup thumbup thumbup